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Kirkwall, die größte Stadt der Insel West Mainland, stellt die Hauptstadt der Orkneyinseln dar, einem Teil des schottischen Hoheitsgebiets. Schottland wiederum bildet zusammen mit Wales und England den Staat Großbritannien. Die Orkneys besteht aus insgesamt fast 70 Inseln, von denen nur etwa 20 bewohnt sind. Insgesamt leben etwa 21.000 Menschen auf der Inselgruppe, etwa 7.000 Menschen allein in Kirkwall. An den Tagen, an denen ein Kreuzfahrtschiff im Hafen anlegt, steigt die Bevölkerungsdichte also etwa um ein Viertel.

Unser ursprünglicher Plan für Kirkwall war recht schlicht: Da nicht abgesehen werden konnte, ob wir die Insel überhaupt anfahren können, hatten wir keinen Ausflug gebucht, sondern wollten nur mit einer Gruppe aus vier Personen ein Taxi anmieten und damit die Insel erkunden. Da die DIVA an diesem Tag erst um elf im Hafen anlegte und zudem die Borduhren um eine Stunde zurückgestellt wurden, waren wir bereits vorher an Deck. Bevor die DIVA nämlich am Hafen in Kirkwall anlegen konnte, passierten wir erst diverse andere Inseln der Orkneyislands, bewohnte und unbewohnte. Die Aussicht erinnerte entfernt an die Kerrygoldwerbung, grüne Wiesen, Schafe und Kühe, soweit man gucken konnte. Außerdem viele Gebäude aus grauem naturbelassenen Stein. Sehr idyllisch.

Nach dem Anlegen, das sich wegen des starken Windes etwas verzögert hatten, versuchten wir kurz vor 12 von Bord zu gehen. Leider hatten wir nicht bedacht, dass Schottland seit Kurzem auch bei Kreuzfahrten einen Face-Check durchführt. Sprich, eine Beamtin der schottischen Border Patrol checkte unsere Personalausweise/Reisepässe gegen, ehe wir das Schiff verlassen durften. Am Pier sicherten wir uns einen Platz im kostenfreien Shuttlebus der Stadt, die uns ins drei Kilometer entfernte Stadtzentrum von Kirkwall brachte. Dort suchten wir ein Taxiunternehmen, dass uns die Insel zeigen sollte. Leider gibt es in Kirkwall nur zwei Taxiunternehmen und beide hatten keine freien Taxen mehr.

Tipp:

Die Taxiunternehmen findet ihr, wenn ihr durch die Touristinformation geht und euch direkt davor nach rechts wendet. Folgt der Straße, bis ihr den Aufdruck „Taxi“ auf zwei einander gegenüberliegenden Gebäuden seht.

Nach Rücksprache mit der Touristinformation (spricht nur Englisch) wurde uns geraten den öffentlichen Bus X1 Richtung Stromness, der zweitgrößten Stadt von Mainland zu nehmen. Der Bus fährt ca. alle halbe Stunde, der Ticketpreis beträgt für die Hin- und Rückfahrt etwa fünf Pfund.

Spartipp: öffentliche Verkehrsmittel

Die Busse in Kirkwall nehmen nur Bargeld. Pfund könnt ihr per Kreditkarte an den meisten Geldautomaten bekommen oder bei der Post oder der Rezeption der AIDA gegen Euro tauschen. Viele Geschäfte in Kirkwall nehmen allerdings auch Euro an. Der Wechselkurs in den Geschäften beträgt in der Regel 1 Pfund:1 Euro oder 1 Pfund:1,11 Euro

Man steigt etwa auf halber Strecke aus dem Bus aus und fühlt sich ein bisschen wie am Ende der Welt, um uns herum waren nur noch Felder und Nutztiere, der Wind blies so stark, dass es uns das eine oder andere Mal vom Kurs gepustet hat. Wir folgten der Straße in Richtung „Standing Stones of Stenness“, einer der Sehenswürdigkeiten, die uns die Touristinformation empfohlen hatte. Es handelt sich dabei um einen kleinen Steinkreis, von dem von den ursprünglich zwölf heute noch vier Steine erhalten sind, zudem eine Feuerstelle. Der Steinkreis ist auf das dritte Jahrhundert nach Christus datiert. Folgt man der Straße weiter, passiert man eine schmale Brücke zwischen dem Stenness Loch und dem Harray Loch. Durch den Wind war das Wasser ständig in Bewegung und die Umgebung hatte einen wilden, ungebändigten Charme.

Nach insgesamt etwa einer halben Stunde Fußweg kamen die Steine des „Ring of Brodgar“ in Reichweite unserer Kameras, gesehen hatte man sie schon von weitem. Der Steinkreis hat einen Durchmesser von 104 Metern und besteht heute noch aus 36 Steinen, von den restlichen 24 stehen teilweise nur noch die Stümpfe. Leider kann man den Steinkreis selbst nicht betreten, durch die vielen Besucher und das anhaltend gute Wetter in Schottland ist der Pfad immer mehr verschlammt und musste deshalb gesperrt werden. Allzu lange hielten wir uns allerdings auch am Ring of Brodgar nicht auf, da das schottische Wetter sich nicht so richtig sicher zu sein schien, ob es nun heftigen Regen oder lieber nur starke Winde haben wollte. Trotz der Regenjacken waren wir auf unserem Weg zurück zur Bushaltestelle recht durchnässt. Auf dem Rückweg fanden wir dann auch die dritte Sehenswürdigkeit, die auf dieser Strecke angepriesen wurde: „Ness of Brodgar“. Dabei handelt es sich um eine historische Ausgrabungsstätte. Es gibt auch eine Ausstellung dazu, leider ist beides aber nur von Juli bis August geöffnet. Das Einzige, das wir davon gesehen haben, waren die Abdeckplanen und die Autoreifen, die zum beschweren auf die Planen gelegt worden waren.

Zurück in Kirkwall selbst schlenderten wir einmal durch die Fußgängerzone bis zum Hafen, dort ist es sehr ruhig und das kleine Städtchen hat etwas malerisches. Wir wollten eigentlich auch gern eine Portion Fish & Chips probieren, da man uns wärmstens ans Herz gelegt hatte, einmal die einheimische Küche zu probieren, aber leider war alles geschlossen.

Nach einem kurzen Besuch der St. Magnus Cathedral, der besterhaltenen mittelalterlichen Kirche Schottlands, welche verschiedene Baustile in sich vereint, stoppten wir noch an den Ruinen des Earls Palace und der Bischofsresidenz. Gerade am Earls Palace kann man auch im zerstörten Zustand noch sehen, was für ein fantastisches Bauwerk der Palast einmal gewesen sein muss. Hier lohnt sich ein Spaziergang um den Palast herum. Betreten werden kann er gegen eine geringe Gebühr (5 Pfund) ebenfalls.

Nach einem kleinen Spaziergang an Deck, Abendessen und dem Beobachten des Auslaufens stand ein weiteres Event im Theatrium an: Der Auftritt des Comedy Duos Comedy Company. Die beiden haben dabei kein einstudiertes Programm, sondern improvisieren ihren gesamten Auftritt. Und das gekonnt: Das Publikum lachte Tränen bei der Ausführung der beiden zum Thema „verschlossene Restauranttür“ in den Genres Horror, Musical, Beate Uhse und anschließend süddeutscher Heimatfilm.

Die anschließende „Abba-Mania“ der Live-Band konnten wir uns leider nur von den Zuschauerplätzen ansehen und nicht mittanzen, da wir auch an diesem Tag stolze 17.000 Schritte gesammelt hatten.

Funfact:

In Kirkwall wird zweimal im Jahr ein ganz außergewöhnliches Spiel gespielt, die Ba‘ Games. Dabei treten die Bewohner der Unterstadt gegen die Bewohner der Oberstadt an. Letztlich ist eine wilde Mischung aus Fußball und American Football. Aber: Es gibt keine Regeln und deshalb auch regelmäßig Verletzte. Also, wenn euch am Hafen ein Ball in die Arme fliegt und ihr den Mobb auf euch zustürzen seht: Lauft!