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St. Johns, die Hauptstadt der kanadischen Provinz Neufundland und Labrador, ist die am östlichsten gelegene Provinzhauptstadt Kanadas. Seit dem Jahr 1949 gehört die Provinz dem kanadischen Bundesstaat an. Der wahrscheinlich bekanntesten Exportschlager Neufundlands dürfte allgemein bekannt sein. Er ist groß, flauschig und der beste Freund des Menschen: Richtig, die Hunderasse Neufundländer.

Um unsere verregnete Ankunft in Kanada ein bisschen freundlicher zu gestalten, hatte die Stadt einen Neufundländer und seine Besitzerin am Kai positioniert. Ein sehr friedliches und kuscheliges Tierchen.

Bevor wir jedoch in Kanada ankamen, gingen wir frühstücken, dieses Mal erstmalig im „Bella Vista“ Restaurant. An Bord der DIVA gibt es vier Buffetrestaurants, die „Weite Welt“, das „Markt Restaurant“, die Pizzeria und eben das Bella Vista. So hat man immer ein bisschen Abwechslung, sofern man möchte.

Danach sah sich Chris über den Fernseher in unserer Kabine den Vortrag des Gastlektors zum Thema Wale an, während ich mich unseren Abenteuern widmete. Da es danach noch Chai im Theatrium gab, musste ich da einfach vorbeigehen. Der Chai an Bord ist sehr zu empfehlen.

Nice to know:

„Chai“ ist indisch für Tee. Was hierzulande als „Chai“ verkauft wird, ist in der Regel entweder Rotbusch- oder Schwarztee mit Gewürzen, z.B. Zimt oder Ingwer. Sehr lecker auch mit einem Schluck Milch.

Nach dem Mittagessen, wieder im Bella Vista, gingen wir gut eingepackt an Deck. Kanada meinte es wettertechnisch nicht allzu gut mit uns, es hatte nur etwa 10° und nieselte leicht. Aber die Aussicht bei der Einfahrt in den Hafen war einfach so anders als die letzten Tage. Sowohl auf Island, als auch auf Grönland gab es schlicht keine Bäume. In Island wurden die meisten Bäume für den Bedarf der Wikinger abgeholzt, auf Grönland gibt es aufgrund des Klimas keine. Und nun fuhren wir in einen der ältesten Naturhäfen der Welt ein, und die Straße war gesäumt mit hohen, dicht belaubten Bäumen. Wir fuhren an einem Leuchtturm vorbei, die Straße war umgeben von saftigen Gräsern und eben den Bäumen. Und außerdem gab es diverse alte, amerikanische Autos, die Chris immer gerne fotografiert. In Augsburg sehen wir davon leider nicht so viele. Und trotz des Regens war es ein toller Anblick.

Gegen 14 Uhr legten wir an und konnten von Bord gehen. Leider war das Wetter immer noch nicht besser geworden, deshalb hatten wir uns ordentlich eingepackt und die Kameras mehr oder weniger wasserdicht ausgestattet. Bis 19:30 Uhr hatten wir Zeit um St. Johns zu erkunden. Die Hafeninfo empfahl für den Besuch in St. Johns die Battery und den Signal Hill zu besuchen. Da Chris und ich riesengroße Fans von Bergen sind, wollten wir auch hier unbedingt auf einem rumkrebsen. Auf dem Weg den Berg hoch hätte man entweder die kurze, direkte Route nehmen können, direkt an der Hauptstraße lang, oder die hübschere, aber etwas weitere Route über die Battery und das Fort William. Da die Battery uns ohnehin empfohlen wurde, gingen wir diese Straße entlang. An der Battery sind lauter kleine, bunt angestrichene Häuser versammelt, und dazu hat man auch noch einen fantastischen Blick auf den Hafen und die ankernde DIVA. Außerdem hatten wir auch einige der so typischen „For Sale“-Schilder entdeckt. So ein Häuschen an der kanadischen Grenze hätte ja schon Stil. Sie haben jetzt die Gelegenheit unser neues Buch zu kaufen → Wie ich genug Geld erschnorrte um mir ein Haus in Kanada zu kaufen; nur 19,99 pro Buch.

Kleiner Scherz am Rande. Folgte man der Straße immer weiter, gelangte man zum Fort William, von dem heute nur noch eine Kanone übrig ist. Aber die Aussicht in den Hafen ist nett.

Von hieraus folgt man einem versteckten Trampelpfad rechts von dem roten Haus im amerikanischen Stil. Und es geht weiter, immer weiter und tiefer in den Kaninchenbau, bin man letztlich den Ort verlässt und auf einem gekiesten Pfad am Ufer vorbei landet. Zwischendurch war der Weg so schmal und so nah am Abhang, dass uns fast ein bisschen schwindlig wurde. Aber wenn der Regen mal aufgehört hat, hatte die Umgebung etwas wildes, unberührtes und definitiv sehenswertes. Also wer kein Problem mit ein paar Kilometern gemütlicher Wanderung hat, sollte auf jeden Fall diese Route nehmen. Zwischendurch kann man an mehreren Stellen anhalten und Fotos machen, die jedes Mal eine andere Facette der Halbinsel zeigen, mal wild, mal grün bewachsen, mal die unbändige Kraft des Wassers. Aber es zieht da oben. Da es immer noch nieselte und zudem ein heftiger Wind ging sah es irgendwann aus, als hätte es Nebel. Am Ende des Weges angekommen erwartete uns Cabot Tower, der nach dem vermuteten Entdecker des Hafens, Giovanni Caboto, oder später John Cabot, benannt wurde. Der Turm beheimatet heute einen Souvenirshop, außerdem ist im Obergeschoss ein kleines Funkermuseum eingerichtet und es gibt eine Aussichtsplattform, von der aus man bei schönem Wetter bestimmt einen tollen Blick hat.

Für den Rückweg hatten wir uns, da wir inzwischen fast komplett durchnässt waren, für die kürzere Route, die Hauptstraße entlang, entschieden. Vorher machten wir noch einen Abstecher zur Queens Battery, einem alten Aussichtsturm der Marine. Auf dem Rückweg kehrten wir beim Chocolat Cafe ein, dort bestellten wir uns je eine große heiße Schokolade. Auch wenn es für uns eigentlich nur ein Nothalt war, können wir den Laden nur empfehlen.

Tipp:

Eine Rast im Cafe bei der Tourist Information lohnt sich. Die Preise sind angemessen und die Sorten mit Caramel und Wildberry sind einfach fantastisch.

Nachdem wir uns dort wieder etwas aufgewärmt und unsere Ausrüstung wasserfest verpackt hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten den Rückweg genießen. Nun, zumindest war es nicht so schrecklich wie der Weg nach oben. Zudem hatten wir auf dem Weg die Straße entlang noch ein unerwartetes Highlight: Während wir an der Straße entlang spazierten kam ein kleiner Park mit Teich in Sicht. Vor dem Ausgang des Parks war ein Zebrastreifen angebracht, der Park und Parkplatz verbindet. Und über diesen Zebrastreifen ging gerade eine ganze Entenfamilien. Die anrollenden Autos hielten für die kleinen Federviechen an und warteten geduldig mehrere Minuten, bis auch die letzte Ente vorbeigewatschelt war. Damit sind die Kanadier auf einer Skala von 1 bis 10 in Nettigkeit auf jeden Fall schon mal auf einer 9,5. Mal schauen, was die Deutschen da dagegen setzen können.
Die Stadt an sich wirkt bei Regen leider recht trostlos, viele Geschäfte stehen leer. Seitdem der Fischfang St. Johns nicht mehr versorgt, sind immer mehr Geschäfte vom Tourismus abhängig. Auch nach Gesprächen mit anderen, die sich die Stadt genauer angesehen hatten, blieb der Signal Hill das empfehlenswerte Ziel. Trekkingschuhe nicht vergessen!

Zurück auf dem Schiff waren wir inzwischen gut durchgefroren, nach dem Abendessen gingen wir trotzdem nochmal an Deck. Der Kapitän hatte vorab durchgesagt, dass der Bürgermeister von St. Johns uns die Ehre eines Salutschusses erweisen würde. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Doch St. Johns entfernte sich weiter und weiter von uns und wir hatten den Schuss nicht gehört.

Statt weiter auf dem windigen Deck zu stehen zogen wir uns in unsere Kabine zurück und sahen uns den zweiten Auftritt der „Comedy Company“ auf dem Fernseher an. Der Rest des Abendprogramms sprach uns nicht gerade an, deshalb gingen wir dann nach diesem langen und anstrengenden Tag ins Bett.