An Grönlands Südspitze befindet sich das Kap Farewell, eine sehr gefährliche Ecke Grönlands, an der aufgrund der unvorhersehbaren Strömungen und der Eisberge schon viele Schiffe gesunken sind. Um diese gefährliche Strecke nicht mehr nutzen zu müssen, suchten Entdecker viele Jahre nach einer Alternative und fanden schließlich eine sichere Passage, breit genug für viele Schiffe, die Prinz-Christian-Sund-Passage. Die Passage ist etwa 130 Kilometer lang und an der schmalsten Stelle nur etwa 450 Meter breit. Bei der Durchfahrt der Passage passiert man auch mehrere Gletscherausläufer, deren schroffe Oberflächen oft mehr wie Stein denn wie Eis und Schnee wirken.
Am Morgen gegen halb 9 sollten wir die Passage erreichen, doch wir standen bereits gegen sieben an Deck um die beeindruckende Aussicht zu genießen.
Die grönländische Küste wirkte auf den ersten Blick nicht sehr grün, uns begrüßten stattdessen schroffe Felsen und kleine Eisberge. In der Ferne, selbst mit dem Fernglas kaum zu sehen, entdeckten wir sogar einen der seltenen blauen Eisberge.
Hierzu ein kleiner Exkurs: Eisberge entstehen, wenn Schnee durch Kälte und Druck zu fester Materie gepresst wird. Dabei werden auch viele Lufteinschlüsse in das Eis gepresst. Die Lufteinschlüsse lassen die Eisberge für das menschliche Auge weiß erscheinen. Blaues Eis entsteht, wenn in einem Eisberg kaum Lufteinschlüsse vorhanden sind; hier bricht sich das Licht auf eine andere Weise und das Eis erscheint blau wie klares Wasser. Es existieren sogar teilweise grüne Eisberge, diese entstehen nur sehr selten und ihre Entstehung ist noch nicht vollständig geklärt. Vermutlich ist jedoch die Mitarbeit einer bestimmten Algenart dafür unerlässlich.
Tipp:
Unbedingt für diese Durchfahrt ein Fernglas einpacken. Die Aussicht ist einmalig.
Gegen halb neun dann erreichten wir endlich die Einfahrt. Der Kapitän teilte uns in einer Durchsage mit, welche Einschränkungen Schiffe unterliegen, die die Passage nutzen wollen. Insgesamt dürfen nur etwa eine handvoll Kreuzfahrtschiffe den Prinz-Christian-Sund passieren. Die uns zwei Wochen vorausfahrende AIDA LUNA hatte die Durchfahrt aufgrund zehn bis elf Meter hoher Wellen nicht passieren können. Für uns hatte der Kapitän jedoch gutes Wetter bestellt: Die See war fast komplett unbewegt, die Berge seitlich der Passage spiegelten sich auf der Oberfläche.
Die Durchfahrt ist mit Worten kaum zu beschreiben, schroffe Felsen, die Spiegelung der Berge im Wasser, die Gletscher und gelegentlich die eine oder andere Robbe. Als wir den ersten Gletscher passierten, entdeckten wir auch die sogenannten „Graupen“ (phonetisch) im Wasser, kleine Eisbröckchen, die aus dem Gletscher gebrochen waren und nun in der Passage trieben. Das Eis bildete eine nahezu perfekte Linie auf dem Wasser.
Chris blieb fast den ganzen Tag an Deck, damit er nicht verhungert, hatte ich ihm zwischendurch Tee und etwas Obst an Deck gebracht. Frühstück im Restaurant hatten wir leider erst gegen elf Uhr geschafft; gegen sieben Uhr, als wir eigentlich frühstücken wollten, hatte nur das kleinste Restaurant geöffnet und quasi das ganze Schiff war auf den Beinen: Klassische Fehlplanung.
Die Durchfahrt wurde durch einen der Lektoren kommentiert. Er wies uns etwa auf halber Strecke auf ein Dorf am Rande der Passage hin. Das Dorf hat 112 Einwohner, davon fünf Schulkinder. Für uns völlig überraschend war die Tatsache, dass es in diesem Dorf erst seit 2015 überhaupt Strom gibt. Man stelle sich einmal den eigenen Alltag ohne elektrischen Strom vor: Kein Wecker, kein Kaffee aus der Maschine, keine Milch aus dem Kühlschrank, kein Licht in der Garage, kein Handy zum navigieren… Für uns absolut undenkbar.
Gegen fünf Uhr, als Chris und ich gerade in der Pizzeria ein spätes Mittagessen einnahmen, verließen wir die Passage. Einhundertdreißig Kilometer unglaubliche Naturschauspiele, jahrtausendealte Gletscher, niedliche Kegelrobben, diese Durchfahrt war einfach atemberaubend und jeder Blick offenbarte neue wunderbare Einblicke in dieses unbekannte, riesengroße Land.
Gegen sechs Uhr besetzte ich uns zwei Plätze im Theatrium, während Chris sich für Tendertickets für Qaqortoq anstellte. In Qaqortoq würden wir auf Reede liegen, das bedeutet, dass die DIVA nicht am Hafen an sich anlegt, sondern etwas abseits im Meer ankert, z.B. weil der Hafen zu klein ist. Damit die Gäste trotzdem von Bord gehen können, werden sie mit den Rettungsbooten an Land gefahren. Dies wird „tendern“ genannt. In Qaqortoq würden wir nur von sieben bis zwölf Uhr an Land gehen können, ohne ein Tenderticket würde man erst gegen 10 Uhr von Bord gehen können. Die Zeit war uns zu kurz, deshalb organisierte Chris uns die Tickets.
Danach wurde die Show „Musical Night“ aufgeführt. Das Showensamble sang hierfür Songs aus allen möglichen Musicals und Filmen, von Starlight Express bis Frozen. Leider war es in unseren Augen weniger eine Show, als mehr ein reiner Vortrag der Lieder. Die Musik war fantastisch, aber das optische konnte nicht überzeugen. Besonders begeistert hat uns der Pianist, der die Show begleitete und eine fantastische Darbietung von „Circle of Life“ aus „Der König der Löwen“ ablieferte.
Nach dem Abendessen zogen wir uns bald auf die Kabine zurück, denn morgen würde unser Tenderboot um 08:50 Uhr ablegen um uns die wilde Schönheit Grönlands zu zeigen.
Moin..meine Frau und ich waren auch dabei (auf der Diva ) und so was beeindruckendes sieht man nur ein mal im Leben obwohl es auch etwas beklemmendes hatte..!!!
Wir hatten ja auch richtig Glück. Die Tour wird von AIDA so auch nicht mehr angeboten.